Wilhelm Krieger

* 1877  Norderney
† 1945  Herrsching am Ammersee

Wilhelm Krieger (1877–1945) war ein deutscher Bildhauer und Zeichner, der zu den prägenden Gestalten der frühen Moderne zählt. Nach einer Ausbildung an der Königlichen Kunstgewerbeschule und der Akademie der Bildenden Künste in München arbeitete Krieger zunächst in der Werkstatt des Bildhauers Adolf von Hildebrand, dessen klar strukturierte Formenlehre seinen eigenen Stil nachhaltig prägte. Krieger entwickelte aus diesen Einflüssen eine unverwechselbare plastische Sprache, in der Maß, Rhythmus und innere Ruhe im Vordergrund stehen.

 

Ein Schwerpunkt seines Schaffens liegt in der Tierplastik. Seine Figuren verzichten auf dekorative Übersteigerung und wirken durch Reduktion und kompositorische Geschlossenheit. Werke wie der „Marabu“, der „Pelikan“ oder die „Liegende Antilope“ zählen zu den bedeutendsten Tierdarstellungen der deutschen Bildhauerei um 1920. Viele dieser Skulpturen wurden in der traditionsreichen Kunstgießerei Lauchhammer gegossen, wo die feine Modellierung und die subtile Oberflächenbehandlung Kriegers auf besondere Weise zur Geltung kamen.

 

Neben Tierplastiken schuf Krieger auch Porträts und Grabdenkmäler. Seine Arbeiten wurden regelmäßig auf Ausstellungen in München, Berlin und Dresden gezeigt und fanden Eingang in bedeutende Sammlungen. Krieger war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und erhielt mehrfach Auszeichnungen. Er starb 1945 in München. Heute gilt er als einer der wichtigsten Vertreter einer sachlich-klassischen Richtung der Moderne, die zwischen traditioneller Form und neuer Wirklichkeitsauffassung vermittelt.

"Für mich war es jedenfalls eine etwas wehmütige Freude, nach so langer Zeit ein Stück Heimat bei mir zu haben."

Wilhelm Krieger - Brief an Poppe Folkerts, 7. Juli 1944 (zitiert nach Poppe-Folkerts-Archiv)

"Die Plastiken verraten das tiefste Verständnis nicht allein des Körperbaues der Tiere, sondern auch ihres Charakters. […] Diese Tiere sind nicht in Beziehung zum Menschen gesetzt. Was geht sie der Mensch an?"

Ludwig Heck - Kosmos. Handweiser für Naturfreunde, Heft 10, 1921

"Seine Natur ist auf das Wesentliche gerichtet, und dieses Wesentliche hebt er mit sicherer Kraft heraus. […] Bei so scharfer Betonung des Wesentlichen verliert das mehr zufällige Beiwerk jede Bedeutung."

Ludwig Gurlitt - Die Kunst, 1923

"Er verstand es, seinen Bronzen einen transparenten, mattschimmernden Goldglanz zu geben und diesen so fein abzutönen, dass sich die verschiedenen Partien voneinander auch durch den Farbton unterschieden."

Dorothea Grube - Nachruf zum 10. Todestag Wilhelm Kriegers, 1955